Magister Botanicus Heilkräuterschule
Spitzwegerich - Plantago laceolata (Blüte)
Inhaltsstoffe und Wirkstoffe
Spitzwegerich
Inhaltsstoffe = Analysierte Komponenten der Pflanze im Prozent- bis Promille-Bereich ( % bzw %0 ):
Wasser
Polyphenole (Organische Säuren)
Tannine
Flavonoide
Alkaloide
Terpene
Glycoside (Iridoid-Gruppe)
Fettsäuren
Mehrfachzucker
Cumarine (u.a. Aesculetin)
Allantoin
Etherische Öle
Fette Öle
Saponin
Mineralstoffe (Silizium, Zink, Kalium)
Vitamine
sowie ca. 90 weitere Inhaltsstoffe die in der Pflanze im niedrigen %0 – Bereich bzw. in Spuren enthalten sind.
Wirkstoffe = Analysierte Komponenten der Pflanze, die Aufgrund ihrer biochemischen Eigenschaften und ihrer Konzentration eine kurative oder adjuvante Wirkung bei einer spezifischen Erkrankung besitzen:
3 – 9 % Iridoid-Glycoside - davon sind ca. 75 % ein Gemisch aus Aucubin und Catalpol, plus zu ca. 25 % ein Gemisch aus Asperulosid und Globularin; wobei die letzteren mit dem Beginn der Blütenbildung immer weniger werden.
In jungen Blättern sind ca. 9 % Gesamtglycoside, danach bis zur Vollblüte nur noch bis zu 3 %. Die Zusammensetzung (mit Blütenansatz, vor der Blüte) beträgt hier 15 % Aucubin / 85 % Catapol; in mittelalten Blättern (und während dem Blühbeginn); 50 % Aucubin / 50 % Catapol und in den älteren Blättern (während der Vollblüte) 75 % Aucubin / 25 % Catapol.
Ganz alte Blätter – geerntet nach der Samenreife – enthalten nur noch Spuren aller Glycoside.
Diese Substanzen wirken in der Hauptsache entzündungshemmend, reizlindernd und leicht antibiotisch.
Wichtig ist hier der Erntezeitpunkt, sowie die direkte Verarbeitung des Pflanzenmaterials für galenische Zubereitungen – im Fall des Spitzwegerich als Frischpflanzenbrei, Hydrolat, Tinktur oder Trocknung. Im Speziellen ist hier angegeben, dass die Blätter schonend bei Raumtemperatur und bei Dunkelheit getrocknet, sich der Gehalt der Glycoside nicht oder nur wenig reduziert.
Ca. 2 – 6,5 % Schleimstoffe (= Mehrfachzucker) Arabinogalactan, Glucomannan, Rhamnogalacturonan u.a.
Diese Substanzen wirken in der Hauptsache reizlindernd, auskleidend und hustenreizstillend.
Ca. 0,1 – 0,3 % Flavonoid-Gemisch (Apigenin, Luteolin und ihre Vorstufen, sowie weitere Flavonoide).
Diese Substanzen wirken in der Hauptsache antibiotisch, entzündungshemmend, anti-oxidativ, wundheilungsfördernd
Die Einsatzgebiete der Zubereitungen des Spitzwegerichs sind entzündlichen Erkrankungen der oberen Atemwege sowie Hautirritationen (z.B. Insektenstiche, Abschürfungen, trockene Ekzeme, leichte Entzündungen der Haut).
Quelle: Assessment report on Plantago lanceolata L., folium; 22 November 2011 EMA/HMPC/437859/2010, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) sowie deren Literaturhinweise. Weitere Quellen auf Anfrage.
Beinwell bzw. Beinwellwurzel
Inhaltsstoffe = Analysierte Komponenten der Pflanze im
Prozent- bis Promille-Bereich ( % bzw %0 ):
Wasser
Pflanzenproteine
Schleimstoffe = ca. 30 % molekular vernetzte
Kohlenhydratgemische aus den Zuckern Arabinose, Manose,
Rhamnose, Xylose, Glukose und Fruktose
Allantoin = ca. 1 – 3 %
Tannine = ca. 2 %
Terpene = 0,7 % Karotine
Polyphenole (= Organische Säuren – 0,04 % Chlorogensäure,
0,04 %
Kaffeesäure; Rosmarinsäure)
Phytosterole (= Triterpene – Sitisterol, Sigmasterol)
Flavonoide
Choline
Saponine
Vitamin A
Vitamin B12
Kieselsäure
Kalzium, Kalium, Phosphor
Alkaloide = 0.2 - 0.4% lebertoxisches Pyrrolizidinalkoloid-Gemisch (= Symphytin, Lycopsamin, Myoscorpin, lLsiocarpin, Heliosupin, Viridiflorin, Echiumin und weitere in Spuren)
Wirkstoffe = Analysierte Komponenten der Pflanze, die Aufgrund ihrer biochemischen Eigenschaften und ihrer Konzentration eine kurative oder adjuvante Wirkung bei einer spezifischen Erkrankung besitzen:
Allantoin – diese Substanz fördert die Wundheilung, regt in tieferen Hautschichten die Bildung von Epithelgewebe an und verbessert die Feuchtigkeitsregulierung der Haut; hat antioxidative Wirkungen.
Allantoin ist sowohl löslich in (heißem!) Wasser (über 0,5 %), in Ethanol und nicht löslich in Ölen*.
Hauptanwendungsgebiet: In Salben gegen Hauterkrankungen
Polyphenole, Phytosterole – diese Substanzen wirken entzündungshemmend und schmerzstillend
Polyphenole und Phytosterole sind – je nach ihrer Struktur - gut löslich in Alkohol, aber auch in Wasser oder Ölen.
Hauptanwendungsgebiet: In Salben gegen oberflächliche Entzündungen, gegen Muskelschmerzen bzw. Gelenkschmerzen
Für die galenische Zubereitungen der Beinwellwurzel werden häufig mehrere Extraktionsverfahren verwendet – etwa die Extraktion mit 65 %igem Ethanol und einer warmen/heißen Ölextraktion. Beide Extrakte werden dann - mittels Emulgatoren – zu einer Salbe oder Chreme zusammengeführt, ein Verfahren, welches die Wirkstoffe und damit auch ihre Wirkungen kombiniert.
Für alle kommerziellen Extraktionen werden Pyrrolizidin-freie Pflanzen verwendet bzw. werden die toxischen Stoffe aus den Extrakten entfernt. Da nur eine topische Anwendung in Frage kommt, enthalten nicht-kommerzielle Extraktionen zwar möglicherweise bis zu 0,4 % Alkaloide, diese werden jeoch nicht oder nur in geringem Maße von der Haut resorbiert und gelten daher im Allgemeinen bei einer Anwenung über mehrere Tage als nicht gesundheitsgefährdend – werden aber von der ESCOP nicht empfohlen. Zu beachten ist, dass die Konzentrationen der giftigen Pyrrolizidin-alkaloide (= PA´s) in jungen Beinwellblättern sehr viel höher ist, wie in alten Blättern und in den Beinwellwurzlen wesentlich höhere Konzentrationen wie in den oberirdischen Pflanzenteilen (ca. 1380 - 8320 μg PA´s /g Wurzel vs 15 - 55 μg PA´s /g Blätter).
Von einer innerlichen Anwendung wird wegen möglicher Gesundheitsgefahren durch die im Beinwell enthaltenen PA´s dringend abgeraten.
Quelle: Assessment report on Symphytum officinale L., radix; 5 May 2015, EMA/HMPC/572844/2009, Committee on Herbal Medicinal Products (HMPC) sowie deren Literaturhinweise. Weitere Quellen auf Anfrage.
*= Löslichkeitsnachweis siehe: https://pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/Allantoin#section=Solubility